Missverständnis zum Thema „Anlehnung“

In einem meiner vergangenen Reitkurse kann ein Einwurf zum Thema Anlehnung auf. Es ging darum, dass der kurze Zügel der weichere für das Pferd sei, im Vergleich zu einem längeren der schlackert. Der zum Beispiel beim Vorwärts/Abwärts angewendet wird. Physikalisch gesehen ist das erst mal bei vordergründiger Betrachtung so richtig. Schwierig wird es dann, wenn wir mehr ins Detail gehen. Es behauptet auch niemand, dass ein korrekt gerittenes Vorwärts/Abwärts mit Anlehnung leicht zu reiten sei. Dieses Thema der „Anlehnung“ kommt erst nach dem Takt und der Losgelassenheit in unserer Ausbildungsskala. Und die „Anlehnung“ hat auch wiederum drei Phasen. Es ist keineswegs so das die Hand das Pferdemaul sucht und unsere Pferde so über die Maßen getrieben werden, so dass wir einen Zug auf die Hand bekommen. Oder dass wir jungen Pferden durch einen kurz zusammengezogenen Hals die Balance nehmen und dann auch noch meinen wir würden Ihnen dabei helfen das Gleichgewicht zu finden. Das Resultat davon ist immer dass sich unsere Pferde massiv auf den Zügel legen, aus der Balance geworfen werden und sie damit auf die Vorhand kommen. Von einem Pferderücken, der nicht mehr intakt arbeiten kann und dessen Funktion zur Senkung der Hanke damit außer Kraft gesetzt wird reden wir erst einmal gar nicht. Das alles widerspricht dem Gedanken und der Definition von „Losgelassenheit“ massiv. Daher empfehle ich deutlich mehr auf das Wohlbefinden und der natürlichen Veranlagung jedes Pferdes in unserer Reiterei einzugehen. Es ist an uns uns dem Pferd zu erklären und nicht am Pferd uns verstehen zu müssen. Ein guter, klassischer Reitsitz ist hier absolute Voraussetzung. So kommt eben auch der „kurze Zügel“ als dritte und letze Phase der „Anlehnung“ erst zum Thema „Schließen“, bzw. „Versammlung“ und nicht gleich zu Anfang an. Nicht die Geschwindigkeit in der Ausbildung unseres Pferdes bringt den gewünschten Erfolg sondern die Substanz des erarbeiteten! Wenn wir uns dafür nicht die dringend notwendige Zeit nehmen, dann ist es uns – dem Pferd und uns selbst gegenüber eine ehrliche Ausbildung abzuliefern einfach nicht wichtig.

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